Bad Driburg. (red) Das Glasmuseum war vollbesetzt. Eingeladen hatten Maik Kulgemeyer für die veranstaltende Touristik GmbH und Josef Reckers für das Glasmuseum.

Im Rahmen der Bad Driburger Literaturwochen „Lesezeichen“ las Achim Amme aus eigenen und Werken bekannter Autoren Parodien zu Grimms Märchen: „Rotkäppchen & Co.“
Die Zuhörer wurden mit einem Glas Wein auf die Lesung eingestimmt. Wein spielt auch in der ersten Geschichte der Brüder Grimm vom „Bürle“ eine Rolle, der alles andere als ein dummer Bauer ist und durch die Dummheit der anderen reich wird.

 

In dem plattdeutschen Märchen vom Hasen und dem Swinegel gewinnt der listige Igel eine Buddel Schnaps. „Biowein von Karstadt“ konsumiert der „ausgeflippte Typ“, der die Rotkäppchen-Story in feinstem Jugendslang wiedergibt. In der Version von Joachim Ringelnatz bzw. Kuddel Daddeldu befinden sich in dem Korb für die Großmutter spanischer Wein, schottischer Whisky, Rostocker Korn, Schwedenpunsch, Köm, Bier und Kuchen als Stärkung. Da ist es kein Wunder, dass die Großmutter am Ende den Wolf, das Rotkäppchen und auch den Jäger frisst.

Achim Amme las nicht nur, er spielte die Schwänke. Er mutete dem Publikum auch moralisches Gruseln zu: den zum Essen in eine Ecke verbannten Großvater, das immer wieder aus dem Grab gestreckte Ärmchen des „eigensinnigen“ Kindes, das an einer Bahnschranke aufgehängte Pferd. Erholen konnte sich das Publikum in der Pause bei Gebäck und Wein, angeboten von Mitarbeitern der Buchhandlung Saabel.

 

Köstlich komisch präsentierte Amme Janoschs Version von dem Grimmschen Märchen „Der faule Heinz“, der sogar zu faul ist, mit seiner Frau Trine ein Kind zu zeugen. In der Erzählung vom Rotkäppchen auf Amerikanisch („Countdown mit dem Troubleshooter“) erschießt es den Wolf am Ende, „weil sich kleine Mädchen heute nicht mehr so einfach hinters Licht führen lassen“. In der Zugabe aus „Ammes Märchen“ baggert Rotkäppchen erfolglos den Wolf an, erwischt ihn dann jedoch mit der Großmutter im Bett.

Die Zuhörer lauschten bis zum Ende gespannt, mit „großen Augen“.

Schauspieler, Autor und Musiker Achim Amme im Fachgespräch mit Wolfgang Gallus